Hillgärtner: Lumdatal sogar im Kreis oft unbekannt (Gießener Anzeiger, 13.05.2015)
TOURISMUSFÖRDERUNG Aus Sicht der Landrätin wichtiger Wirtschaftsfaktor / Weitere Studie zur Bahnstrecke / Radwegekonzept / Noch viel Potenzial vorhanden
ODENHAUSEN/LDA – (aso). Landrätin Anita Schneider und die vier Bürgermeister Annette Bergen-Krause (Allendorf/Lda), Peter Gefeller (Staufenberg), Frank Ide (Grünberg) und Kurt Hillgärtner (Rabenau) waren zum Gespräch mit den Bürgern über die Tourismusförderung nach Odenhausen/Lda. gekommen. Im Biergarten des Waggon-Bistro „Gleis 1“ hatten sich interessierte Bürger, darunter zahlreiche Kommunalpolitiker, versammelt, um zuzuhören und mitzureden.
Die Vorsitzende der SPD Rabenau Lisa Langwasser eröffnete diese Veranstaltung der SPD und der Freien Wähler, die von Horst Nachtigall moderiert wurde.
Wichtiges Thema war die Stärkung des ländlichen Raumes mit dem Ziel, dass das Leben auf dem Lande auch zukünftig für alle Generationen liebens- und lebenswert bleiben muss. Hierzu gilt es, Infrastrukturen aufrecht zu erhalten, neue Strukturen aufzubauen und den sanften Tourismus voranzutreiben, hieß es.
Hillgärtner sagte, dass das Lumdatal sogar im Kreis Gießen teilweise noch unbekannt sei. „Dabei ist es hier schön wie im Allgäu!“ Es wurde viel für den Tourismus getan, so Hillgärtner, und ein weiterer Ausbau soll folgen. Auf dem Freizeitgelände Delta-Tours waren 2014 insgesamt 150 Gäste aus Holland: Die Region müsste ihre Chancen nutzen. Als Beispiel nannte er den Radweg, der direkt am Bistro-Waggon vorbeiführt und am Sonntag gut frequentiert war. Auch für Mountainbiking sei das Lumdatal geeignet. Allein die Beschilderung fehle, so Hillgärtner.
Der Verein Gießener Land hat es sich zur Aufgabe gemacht, den ländlichen Raum zu stärken und ein Tourismuskonzept zu erstellen. Landrätin Anita Schneider sagte, dass der sanfte Tourismus ein wichtiges Thema für den Kreis sei und „keine Spinnerei“. Möglichkeiten zur Naherholung bedeuteten Aufwertung des Standortes. Als Beispiel nannte sie den 2012 eröffneten Lahnwanderweg, der heute schon auf Platz 3 der beliebtesten deutschen Wanderwege ist. Der Landkreis arbeitet an einem Radwegekonzept und darin enthalten ist auch die Beschilderung des Lumdatalweges: „Die Förderzusage ist gekommen!“
Schneider führte aus, dass pro Übernachtungsgast mit 113 Euro und pro Tagesgast mit 26,50 Euro gerechnet werde und im Kreis 2014 rund 171 Millionen Euro Umsatz mit den Gästen gemacht wurde (2010 waren es 38,8 Millionen Euro). 2400 Arbeitsplätze seien an Tourismus und Gastronomie gebunden. Die Anzahl der Übernachtungen im Kreis seien um zwei Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Die damit verbundenen Arbeitsplätze sind nicht ins Ausland verlegbar, sagte sie. Schneider erklärte auch, dass Beherbergung und Gastronomie Schwerpunkte bei dem „integrierten Regionalen Entwicklungskonzept“ (iREK) des Vereins „Region Gießener Land“ seien.
Die Allendorfer Bürgermeisterin Annette Bergen-Krause warb für die Reaktivierung der Lumdatalbahn als Chance für das Lumdatal. Sie dankte der Landrätin und dem Kreis für die in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie, denn hierbei gehe es um die Stärkung des ländlichen Raumes.
Das Thema Lumdatalbahn war auch ein wichtiges Anliegen bei einigen Zuhörern: „Junge Leute ziehen weg, die Bahn kann hier helfen!“ Es gab Sorgen, dass die Kosten-Nutzen-Analyse wieder „kaputtgerechnet“ werden könnte, was die Landrätin entkräftete: Es wird sich um eine unabhängige Studie handeln, die nun in Auftrag gegeben wurde.
Der Staufenberger Bürgermeister Peter Gefeller sprach vom Tourismuskonzept und wies auf den Radwanderweg hin, der zwischen Mainzlar und Treis an der Lumda entlang führen sollte. Er warb für die interkommunale Verzahnung für alle Menschen, die im Lumdatal wohnen.
Aus Grünberg war Bürgermeister Frank Ide in einer halben Stunde, wie er sagte, nach Odenhausen geradelt. Er sprach von jährlich 65 000 bis 67 000 Übernachtungen in Grünberg und einem riesigen Potenzial: „Die Region hat so viel zu bieten!“
Das interkommunale Gewerbegebiet an der Autobahn A 5 bei Geilshausen wird von Grünberg, Rabenau und Allendorf betrieben. Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern laufen. Aktuell gibt es drei Anfragen von kleineren Gewerbetreibenden, darunter eine Tankstelle. Ebenfalls hatten sich zwei Investoren gemeldet, die die Vermarktung übernehmen wollten.
Gute Nachrichten gab es auch in Sachen Kompostierungsanlage auf dem Noll in Rabenau.
Landrätin Schneider sagte auf Anfrage, dass die Anlage in Rabenau bleiben wird und deren Nutzung möglicherweise ausgeweitet wird: Mit dem Vogelsbergkreis und dem Lahn-Dill-Kreis werden Kooperationen gesucht. Damit würde das Volumen eher größer.